FREIE WÄHLER im Koblenzer Stadtrat hinterfragen Pilotprojekt und lehnen Teilnahme ab
Koblenz. Die Fraktion der FREIEN WÄHLER (FW) im Koblenzer Stadtrat lehnt die Teilnahme von Koblenz am Pilotprojekt des Landes Rheinland-Pfalz zur Entwicklung von Landesgrundschulzentren ab. Aus Sicht des Koblenzer Landtagsabgeordneten Stephan Wefelscheid und der bildungspolitischen Sprecherin der Stadtratsfraktion, Julia Kübler, könnte es für Koblenz trotz der in Aussicht gestellten Zuschüsse in Koblenz zu Problemen bei der konkreten Umsetzung kommen.
Offiziell sieht es derzeit so aus: Neben Wittlich und Ludwigshafen als Nachrücker für Kaiserslautern soll Koblenz an dem Projekt teilnehmen. Die endgültige Entscheidung fällt in der Sitzung des Koblenzer Stadtrates an diesem Donnerstag, 22. Juni – und damit auch über eine Beteiligung der Stadt in sechsstelliger Höhe.
Die Gesamtkosten des Pilotprojektes liegen bis zum Ende der Laufzeit am 31. Dezember 2026 bei rund 820.600 Euro. Der städtische Anteil beträgt dabei 33 Prozent, das sind knapp 270.000 Euro. Zwei Drittel der Kosten, in den die Aufwendungen für Personal, Durchführung und Material enthalten sind, werden das Mainzer Bildungsministerium sowie die Wübben-Stiftung und die Auridis-Stiftung übernehmen.
In der Praxis geht es darum, Grundschulen in Sozialräumen in herausfordernden Lagen zu Familiengrundschulzentren als multiprofessionelle Orte in der Schule zu entwickeln. Aus Sicht der FREIEN WÄHLER-Stadtratsfraktion, die das Pilotprojekt nicht grundsätzlich ablehnt, ist dieses das ein Eingeständnis der Stadtverwaltung, dass es in den Stadtteilen den Stadtteilen Lützel, Neuendorf und Wallersheim offenbar doch nicht so gut läuft, wie in der Öffentlichkeit dargestellt. „Auch überrascht es, dass Ludwigshafen, wo es die größten Schwierigkeiten gibt, nur Nachrücker ist“, betont Stephan Wefelscheid. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die schlechten Versetzungsquoten an der Gräfenau Grundschule in Ludwigshafen.
Zur Standortbestimmung hatten sich die Landtagsabgeordneten Helge Schwab und Stephan Wefelscheid mit einer kleinen Anfrage (18/6710) an das Mainzer Bildungsministerium gewandt. Sie wollten unter anderem wissen, nach welchen Kriterien die Standorte für das Pilotprojekt ausgewählt werden. Ein weiterer Punkt ist die Frage, welcher Bedarf für die „herausfordernden Lagen“ ermittelt wurde. Eine zentrale Frage war auch, ob die drei Projektstandorte Koblenz, Ludwigshafen und Wittlich im Landesvergleich wirklich den höchsten Bedarf an Familiengrundschulzentren haben.
Julia Kübler bedauert, dass über das Projekt in der Ratssitzung am 22. Juni sofort beraten und entschieden wird. Aus ihrer Sicht hätte man das Thema nicht nur im Haupt- und Finanzauschuss behandeln, sondern auch im Sozial- und Schulträgerausschuss diskutieren. Außerdem fragt sie sich, wo angesichts des Fachkräftemangels das Personal für die „Familiengrundschulzentren“, die ja auch an Wochenenden Schulpersonal im Rahmen der sogenannten „Open Sundays“ geöffnet sein können, herkommen soll. Julia Kübler verweist vor allem auch auf Mehrbelastungen für das Schulpersonal.
Verwundert ist die bildungspolitische Sprecherin darüber, dass in Koblenz von einer Zusammenarbeit mit bereits bestehenden Elterninitiativen in der dem Stadtrat präsentierten Vorlage keine Rede ist. Auch kritisiert sie, dass das Pilotprojekt bereits 2026 ausläuft. „Wie es danach weitergehen soll, ist uns nicht bekannt“, so Julia Kübler weiter. Sie weist darauf hin, dass die aktuell fehlenden Weiterführungsperspektiven eines der Argumente dafür waren, warum sich Kaiserslautern aus dem Projekt verabschiedet hat und Ludwigshafen nachrücken konnte.