Der Stadtrat möge beschließen:
Die Verwaltung wird beauftragt für die kulturellen Einrichtungen im Stadtgebiet Koblenz ein Not-
fallkataster zu erstellen und beim Amt für Brand und Katastrophenschutz zu hinterlegen.

Begründung:

Nicht zuletzt die verheerenden Verwüstungen durch die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 haben
gezeigt, dass durch unvorhersehbare Ereignisse bedeutende Kulturgüter für immer verloren gehen
können.
Daher sollte die Stadtverwaltung ein Notfallkataster erstellen, mit dem im Falle eines Notfalles die
zuständigen Stellen (insbesondere das Amt für Brand und Katastrophenschutz) über die Kulturgüter
informiert ist und an welchen Stellen sie zu finden sind, um sie im Schadensereignisfall retten zu
können.
Insofern sollten alle städtischen Kultureinrichtungen, aber auch private und kirchliche Träger in ein
Koblenzer Notfallkataster eingebunden werden

 

Antwort der Verwaltung:

Stadtarchiv und Stadtbibliothek:
Zur Rettung und Bewahrung ihrer wertvollen und unikalen Bestände bei einer Bedrohung und/oder
im Schadensfall sind das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek bereits seit 2012 zusammen mit dem
Bundesarchiv (Standort Koblenz), dem Landeshauptarchiv Koblenz und dem Landesbibliothekszent-
rum RheinlandPfalz im „Notverfallverbund Koblenz“ organisiert. Am 5.11.2012 wurde der „Vertrag
zur gegenseitigen Unterstützung in Notfällen im Archiv und Bibliothekswesen“ unterzeichnet. An-
lass für die Gründung des Notfallverbundes waren der Brand der AnnaAmaliaBibliothek in Weimar
im September 2004 sowie der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln im März 2009.

Im Fokus seitens der Stadtbibliothek steht der Historische Altbestand, der bis ins Spätmittelalter zu-
rückreicht und in gesonderten alarmgesicherten Magazinräumen im Forum Confluentes unterge-
bracht ist. Das Stadtarchiv legt sein Hauptaugenmerk auf die Archivbestände, die in ihren Anfängen
bis in das 13. Jahrhundert zurückgehen.

Der Notfallverbund koordiniert die Präventionsarbeit, sichert eine Bündelung der personellen und
sachlichen Ressourcen und sorgt für die ständige Aktualisierung von Daten und Informationen. Dar-
über hinaus erfolgen gemeinsame Begehungen der einzelnen Bibliotheken und Archive (notwendige
Ortskenntnis im Schadensfall, praktische Notfallübungen, turnusmäßige Besprechungen). Außerdem
haben die einzelnen Einrichtungen intern eigene Notfallpläne, Alarmierungslisten und AlarmAb-
laufpläne erstellt.

Jede beteiligte Institution hat eine(n) Notfallbeauftragte(n) und eine(n) Vertreter(in) bestellt und sorgt
für die Schulung des eigenen Personals, das bei den oben genannten Ortsbegehungen auch die Ver-
hältnisse in den anderen Institutionen kennenlernt. Die Mitglieder des Notfallverbundes stehen in
engem Kontakt mit dem städtischen Amt für Brand und Katastrophenschutz (Amt 37) sowie der
Regionalstelle Koblenz des Technischen Hilfswerks.

Die einzelnen Archive und Bibliotheken halten ein oder mehrere „Notfallboxen“ und Transportbe-
hälter bereit, um bei Schadensereignissen im eigenen Haus sofort reagieren zu können. Darüber hin-
aus stehen seit Kurzem vom Land finanzierte Notfallsets zur Verfügung. Des Weiteren wird Maga-
zinraum vorgehalten, der als „Asyl“ für geschädigtes Kulturgut der Verbundpartner dient. Hierbei
müssen insbesondere für wassergeschädigtes Bibliotheks bzw. Archivgut bestimmte technische Vo
raussetzungen

erfüllt sein, was die Lagerung und Schadensbekämpfung betrifft. Im Koblenzer Ver-
bund ist das Bundesarchiv diesbezüglich hervorragend ausgerüstet, indem ein Tiefkühlmagazin und
eine Gefriertrocknungsanlage in Anspruch genommen werden können.

Im Fall eines Schadensereignisses greifen zunächst die in der betroffenen Einrichtung gültigen Not-
fallpläne und Regelungen. Die erforderlichen Maßnahmen trifft die jeweilige Einrichtung in eigener
Zuständigkeit. Die Alarmierung innerhalb des Notfallverbundes läuft im Schadensfall wie folgt: Die
vom Schadensereignis betroffene Einrichtung unterrichtet zeitnah den oder die amtierende(n) Spre-
cher(in) des Notfallverbundes, der oder die seinerseits die übrigen Mitglieder des Notfallverbundes
informiert.

Als Grundlage für ein Notfallkataster können der Katalog (OPAC) der Stadtbibliothek und die Ar-
chivdatenbank des Stadtarchivs dienen, in denen die Bestände beider Institutionen erfasst und recher-
chierbar sind.

Allgemeine Informationen zum Thema Notfallvorsorge und Notfallverbünde bietet die Landesstelle
Bestandserhaltung beim Landesbibliothekszentrum RheinlandPfalz unter
Notfallvorsorge / Notfall-
verbünde Landesbibliothekszentrum RheinlandPfalz (rlp.de)
.

MittelrheinMuseum
Allgemeines:

Es wird von Seiten der städtischen Museen angestrebt, dem Notfallverbund Koblenz beizutreten, um
auch die Museen in die bestehenden Strukturen dieses Verbunds zu integrieren. Hierzu wird in ab-
sehbarer Zeit ein Gespräch mit den Museumsdirektoren und den am Notfallverbund beteiligten Insti-
tutionen geführt.

Im Bereich des MittelrheinMuseums, welches eine sehr umfassende Sammlung unterschiedlichster
Objekte besitzt, sind zwei Arten von Notfällen zu unterscheiden, welche unterschiedlich behandelt
werden müssen:

1. Akute Notfälle (z.B. Feuer)

Hierbei besteht keine Möglichkeit, die gesamte Sammlung zu evakuieren. Die Feuerwehr
kann gegebenenfalls besonders wertvolle Kunstwerke aus der Dauerausstellung retten. Der-
zeit werden die Pläne für die gemeinsame Depotnutzung der städtischen Museen umgesetzt.
Somit steht dem MittelrheinMuseum für einzelne Werke das Außendepot des Ludwig Mu-
seums als Evakuierungsort zur Verfügung.

2. Allgemeine Notfälle und Gefährdungssituationen (z.B. Politische Krisenfälle etc.), die
mehrwöchige Vorbereitung erlauben

Mit dem Beitritt zum Notfallverbund Koblenz erhöht sich die Chance, einen Evakuierungsort
außerhalb des Koblenzer Stadtgebiets zu finden, welcher für Kunstwerke geeignet ist.

Eine vollständige Räumung der Ausstellungsräume und der Depots des MittelrheinMuseums
fand zuletzt 2013 beim Umzug vom Florinsmarkt auf den Zentralplatz statt. Damals arbeitete

das gesamte Museumsteam mit einer auf Kunsttransporte spezialisierten Spedition zusam-
men, von der zwei LKW im Einsatz waren. Der Umzug benötigte sechs Wochen, in denen an
fünf Tagen pro Woche à 12 h gearbeitet wurde.

Für akute Notfälle besitzt die Feuerwehr bereits entsprechende Pläne des Forums Confluentes. Diese
dienen aktuell allerdings nur zur Brandbekämpfung. Eine vollständige Evakuierung kann die Feuer-
wehr, wie oben bereits dargelegt, nicht durchführen. Die Museen sind aktuell mit der Aufgabe befasst,
eine Priorisierung der Kunstwerke vorzunehmen, welche bei einer Evakuierung zum Tragen käme
und der Feuerwehr zur Verfügung gestellt werden kann.

Ludwig Museum

Für akute Notfälle im Bereich des Ludwig Museums wurden schon Vorkehrungen getroffen, die hier
kurz dargestellt werden:

1. Notfall und Rettungspläne für das Amt für Brand und Katastrophenschutz betreffend das
Gebäude Ludwig Museum sind vorhanden und werden regelmäßig aktualisiert. Das Gebäude
verfügt neben einer Einbruchmeldeanlage auch über eine Brandmeldeanlage, die an die inte-
grierte Leitstelle (Feuerwehr, Polizei) angebunden ist.

2. Durch die exponierte Lage am Deutschen Eck werden regelmäßig Hochwasserszenarien er-
wartet, zu deren Eintreten das Museum selbst Vorkehrungen getroffen hat. So können im Be-
darfsfall die beiden am nächsten vom Hochwasser betroffenen Türen im Innenhof abgeschot-
tet werden, um ein Eindringen von Wasser zu verhindern. In einem zweiten Schritt hält das
Museum im 3. OG ein kleines Depot vor, in dem im Bedarfsfall ein Teil der Kunst aus der
untersten Etage eingelagert werden kann.

3. Das Ludwig Museum hat neben dem erwähnten Depot noch ein Außenlager; hierhin kann die
gesamte Kunst bei mittelfristiger Vorlaufzeit im drohenden Katastrophenfall aus dem Mu
seum

am Deutschen Eck verbracht werden, um sie dort sicherer zu schützen.
4. Es ist in Vorbereitung, dass das Amt für Brandund Katastrophenschutz eine Liste der 10
wertvollsten Kunstwerke im Ludwig Museum erhält um diese im akuten Notfall nach Mög-
lichkeit aus dem Museum zu verbringen; die Inventarliste ist digitalisiert und kann somit kurz-
fristig der Feuerwehr zur Verfügung gestellt werden.

In Hinblick auf die Erstellung eines vom Land RheinlandPfalz geplanten Notfallkatasters sind die
städtischen Kulturinstitutionen dementsprechend gut vorbereitet.