Foto: Um den Standort ‚Alte Burg‘ kümmern sich FREIE WÄHLER schon lange. Die Fraktionsvorstände Edgar Kühlenthal, Stephan Wefelscheid, MdL und Christian Altmaier

Christian Altmaier: „Beim Stadtarchiv ist Matthäi am Letzten“

FREIE WÄHLER-Ratsfraktion irritiert über Informationen im Kulturausschuss

KOBLENZ. Bekanntlich halten Provisorien länger als geplant. Dereinst sollte die Bundeshauptstadt Bonn auch nur wenige Jahre dienen, bis dann Berlin wieder Deutschlands Kapitale hätte werden können. Mithin über 40 Jahre dauerte das Provisorium. Genauso verhält es sich mit dem Stadtarchiv in Koblenz, welches seit nunmehr 40 Jahren ebenfalls provisorisch im historischen Gemäuer der Alten Burg untergebracht ist.

„Seitdem die für Deutschlands Kultur wichtige Bibliothek Anna-Amalia in Weimar im Jahr 2004 abgebrannt ist, habe ich mich um die ‚Alte Burg‘ gekümmert und für den historischen Buchbestand der Stadtbibliothek, als auch für das Archivgut eingesetzt“, so der kulturpolitische Sprecher der FREIE WÄHER-Stadtratsfraktion Christian Altmaier, „aber vor allen Dingen geht es mir um bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der Stadt in beiden Ämtern.“ Durch den Kulturbau konnte ein Teil gelöst werden, „die historische Bibliothek von Kaiserin Augusta ist nun sach- und fachgerecht in der neuen Stadtbibliothek verwahrt“, betont Altmaier, „aber das Stadtarchiv darbt weiter.“

„Denn die Alte Burg ist als ehemalige Wasserburg denkbar ungeeignet für die Verwahrung von Archivgut und die Feuchtigkeit im Mauerwerk wirkt sich auch negativ auf das Raumklima in den Büros aus,“ so Altmaier weiter. Unterdessen hat dieser Kenntnisgewinn in der Politik zu einer breiten Unterstützung des Anliegens der FREIE WÄHLER-Fraktion geführt, dass ein neuer Standort dem Stadtarchiv eine gute Zukunft gibt. FREIE WÄHLER hatten für einen Zweck-Neubau auf der grünen Wiese mit gutem ÖPNV-Anschluss geworben, die Stadtverwaltung hat nun einen Alternativstandort am Zentralplatz ins Spiel gebracht. „Das ehemalige GEWA-Kaufhaus wurde aus dem Hut gezaubert, da fensterlos und mit hinreichend Flächen“, informiert Altmaier weiter.

Indes werden aber mehr Regalmeter benötigt, so dass die Stadt nun den Kulturausschuss in öffentlicher Sitzung informierte, es müssten auch noch weitere Fläche außerhalb des heutigen Schängel-Centers angemietet werden. 935 Regalmeter wären hier möglich, derzeit hat das Stadtarchiv im Altstandort schon 1.540 Regalmeter in Nutzung. „Mir erschließt es sich nicht, dass vorab nicht klar definiert worden ist, welche Bedürfnisse für einen sinnvollen Standort erfüllt werden müssen.“ FREIE WÄHLER wollen eine Einstandort-Lösung, kein Flickwerk mit unterschiedlichen Lagerstätten und Folgekosten durch Transporte von A nach B.

Diese Kritik wurde wiederum von anderen Ratsfraktionen nicht geteilt. Vielmehr wurde auf die lange Zeit des Provisoriums hingewiesen und die Notwendigkeit einer schnellen Lösung. „Es ist bedauerlich, wenn altgediente Ratsmitglieder jetzt erst die Erkenntnis gewonnen haben, dass beim Stadtarchiv ‚Matthäi am Letzten‘ ist und es Entscheidungen braucht. Doch die müssen auch gut vorbereitet werden und wenn am vorgeschlagenen Standort schon jetzt keine Entwicklungsmöglichkeiten gegeben sind, wurde nicht vernünftig gearbeitet“, erklärt Altmaier weiter. Er kündigt an, den Prozess weiterhin konstruktiv-kritisch zu begleiten: „Die Pflichtaufgabe Stadtarchiv muss erfüllt werden, es warten noch einmal über 1.500 Regalmeter die gefüllt werden, da die Digitalisierung noch lange nicht im Archivgut angekommen ist und bis dahin noch wertvolle Beiträge auf Papier zu sichern sind.“