Rhein-Zeitung Koblenz | Presseartikel vom 20. März 2009 — Stadtplanung —
Fällt auch Baum zwei? Äste der Platane am Bahnhofplatz sind schon ab.
Der Ärger über die Fällung der Platane am Bahnhofplatz ist noch längst nicht abgeklungen, da wächst bereits die Sorge um Baum Nummer zwei an der Baustelle. Die Äste wurden bereits geschnitten – ein Déjà-vu-Erlebnis für die Vorstädter SPD, das für sie nichts Gutes ahnen lässt.

KOBLENZ. Die abgeschnittenen Äste zeigen: Auch Platane Nummer zwei verträgt sich nicht gut mit dem Bau des Hotels am Bahnhofplatz. „Der Baum wurde nur zurückgeschnitten“, betont Heiko Breitbart von der Pressestelle der Stadt – nach Rücksprache mit dem Eigenbetrieb Grünflächen und Bestattungswesen. Notwendig gewesen sei das wegen der Baumaßnahmen. Aber: Gefällt werden soll der Baum nicht, so die klare Aussage der Stadt.

Doch ein gehöriges Maß an Skepsis bleibt bei der Vorstädter SPD: Ratsmitglied Michael Hoffstadt erinnert der Vorgang allzu sehr an die Abläufe bei Platane Nummer eins. „Zunächst sollte diese nur beschnitten werden. Dann beschloss man, dass sie auch gefällt werden kann.“ Allerdings nur, wenn es absolut notwendig sei. Letztlich sei der Baum dann ohne weitere Ankündigung abgesägt worden (die RZ berichtete). Ein Vorgehen, über das sich viele Bürger, aber auch der SPD-Ortsverein Süd sehr geärgert haben. Hoffstadt: „Wir sollten das als Mahnung nehmen, damit es mit diesem Baum nicht genauso läuft.“

Tatsächlich hat sich bei Platane Nummer eins ein großer Teil des Entscheidungsprozesses hinter den verschlossenen Türen des Ausschusses für allgemeine Bau- und Liegenschaftsverwaltung abgespielt, dem Michael Hoffstadt nicht angehört. Wie die RZ aus sicherer Quelle weiß, wurde für das Bauvorhaben am Bahnhofplatz viel Spielraum eingeräumt – deutlich mehr, als es der geltende Bebauungsplan eigentlich zulässt. Bei einer Gegenstimme wurde folgender Beschluss gefasst – belegt auch von der Niederschrift der Sitzung, die der RZ vorliegt: „Der Ausschuss stimmt für das genannte Bauvorhaben der Gewährung einer Befreiung von der festgesetzten Baulinie, der Überschreitung der maximalen Geschossigkeit, von der Festsetzung der Ausbildung eines Satteldaches, von der festgesetzten Drempelhöhe im 6. Obergeschoss, von der festgesetzten Fassadenbegrünung sowie der Fällung eines mit Erhaltungsfestsetzung geschützten Baumes zu.“

Dem Hinweis eines Ausschussmitglieds auf die „zunehmende Machtposition von Investoren bei der Durchsetzung von Planungen“ schlossen sich die übrigen Mitglieder nicht an. Die große Mehrheit stimmte für das „Befreiungspaket“.

Letztlich fällte die Stadt Baum Nummer eins. Das Schicksal will Michael Hoffstadt dem anderen Baum ersparen.