Edgar Kühlenthal und Stephan Wefelscheid beim Ortstermin auf der Fußgängerbrücke im Abschnitt der Simmerner Straße unterhalb der JVA.

Stadtratsfraktion kritisiert Pläne für den unteren Teil der Simmerner Straße

Koblenz/Karthause. Das Votum im Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität (ASM) war eindeutig: Das Gremium sprach sich in seiner Sitzung am 27. Juni mit großer Mehrheit für den Abbruch der unterhalb der JVA gelegenen Fußgängerbrücke, in der Simmerner Straße, aus. FREIE WÄHLER (FW) und FDP stimmten jedoch gegen diesen womöglich folgenreichen Plan. Die FREIE WÄHLER-Stadtratsfraktion wird für die kommende Ratssitzung beantragen, den Beschluss aufzuheben.

Befürworter des Rückbaus argumentieren vor allem mit den hohen Kosten für die Erneuerung, die auf rund 1,2 Millionen Euro geschätzt werden. „Es geht auch preiswerter“, ist Stephan Wefelscheid überzeugt.“ Der Landtagsabgeordnete weist außerdem darauf hin, dass die Brücke eine von den Anliegern gern genutzte Verbindung ist, die besonders morgens und nachmittags gut frequentiert ist. Deshalb zielt der Antrag der FREIE WÄHLER-Stadtratsfraktion auch darauf ab, die Statistikstelle der Stadt mit einer Ermittlung aller relevanten Daten zu beauftragen.

„Wir brauchen eine qualifizierte Erhebung zur Nutzung und Bedeutung der Fußgängerbrücke. Diese muss dann dem Stadtrat vorgestellt werden“, betont Edgar Kühlenthal. Der Baupolitische Sprecher seiner Fraktion warnt vor Schnellschüssen, die eines Tages alle Beteiligten bereuen könnten. Grundsätzlich zeigt er sich überzeugt, dass der Bedarf an der Fußgängerbrücke wesentlich höher ist als es die Verwaltung in der Beschlussvorlage für den Ausschuss angegeben hat.

Aktuell ist geplant, die Brücke durch eine ebenerdige Fußgängerquerung zu ersetzen – und das ausgerechnet in einem Bereich, der nach Einschätzung der FREIE WÄHLER-Stadtratsfraktion alles andere als übersichtlich ist. Ein weiterer Punkt: Für die Fraktion ist aktuell möglich, dass die anvisierte ebenerdige Lösung, für den Busverkehr und die bergauf fahrenden Radler, nachteilige Folgen hat.

Um Klarheit zu schaffen, fordert die FREIE WÄHLER-Stadtratsfraktion konkrete Zahlen, die bislang noch nicht ermittelt wurden. „Um damit den Ratsmitgliedern eine einigermaßen objektive Beurteilung zu ermöglichen“, macht Edgar Kühlenthal deutlich. Erfasst werden sollten dabei Fußgänger- und Kfz-Frequentierung, sowie die Uhrzeiten.

„Zu einer seriösen statistischen Aussage als Entscheidungshilfe gehören Daten zur Herkunft und zum Ziel der Verkehrsteilnehmer“, ergänzt Stephan Wefelscheid. Der FW-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat kritisiert, dass in der Beschlussvorlage für den ASM konkrete Szenarien der Verkehrssituation unter Berücksichtigung der Örtlichkeiten (Steigung, Gefälle, gefährliche Kurve) vor den geplanten Ampeln stadtauswärts und stadteinwärts zu den verschiedenen Zeiten fehlten.

„Nutzer dieses Verkehrsbereichs weisen zurecht darauf hin, dass zu morgendlichen, sowie nachmittäglichen, beziehungsweise abendlichen Schul- und Berufszeiten vor den Ampeln lange Staus entstehen werden – mit einem entsprechend hohem Risikopotential für Unfälle“, so Edgar Kühlental weiter.

Die FREIE WÄHLER-Stadtratsfraktion warnt davor, dass eine ebenerdige Lösung Folgen für den gesamten Höhenstadtteil Karthause haben könnte. „Es kann nach dem Demokratie- und Gerechtigkeitsverständnis nicht hingenommen werden, dass zum Nachteil von rund 12.000 Einwohnern, die direkt betroffen sind, aus reinen Kostengründen eine schlechte und gefährliche Lösung zur Überquerung gewählt wird. Zu den direkt Betroffenen kommen noch viele Schul- und Berufseinpendler hinzu!“, stellt Stephan Wefelscheid fest.

Es bleibt die Frage nach den Kosten. Und die sprechen aus Sicht der FREIE WÄHLER-Stadtratsfraktion weist nur auf den ersten Blick für eine ebenerdige Lösung. Zwar steht aktuell ein Einsparpotenzial von rund 1 Million Euro zur Debatte, doch könnte bei einer Langzeitbetrachtung ganz andere Relationen geben. Denn wie bereits bei der bestehenden Brücke, die vor 54 Jahren gebaut wurde, könnte man bei einem Neubau von einer Nutzungsdauer von rund 60 Jahren ausgehen. „Daraus ergeben sich Jahreskosten von rund 16.500 Euro!“, rechnet Stephan Wefelscheid vor. Aus seiner Sicht ist das Geld gut angelegt. „Im Vergleich dazu sind für den eigentlich nur eingeschränkten Ausbau der Horchheimer Brücke für Fußgänger und Radfahrer stolze 8,5 Millionen Euro veranschlagt “. ergänzt Edgar Kühlenthal „Die 1 Million Euro auf 60 Jahre sollte uns die Verbesserung der täglichen Lebenssituation vieler Bürgerinnen und Bürger vor allem von der Karthause wert sein!“, bilanzieren Stephan Wefelscheid und Edgar Kühlenthal unter Hinweis auf eigene Recherchen. Demnach könnten die Kosten für den Neubau deutlich unter dem bei Beschlussfassung im ASM genannten Betrag liegen.