Die Verkehrs-, Energie- und Agrarwende ist in vollem Gange. Traditionelle Industriezweige sind im Wandel oder verschwinden, andere entstehen neu. Diese Entwicklung bietet Risiken für bestehende Industriestandorte, aber auch Chancen für neue Standorte. Die FREIE WÄHLER Fraktion fragt daher an:

1. Welche Maßnahmen werden bisher von der Stadt Koblenz unternommen um produzierendes Gewerbe der Wachstumsbranchen alternative-Antriebstechnologien (E-Mobilität, Wasserstoff etc.), Speichertechnologien, erneuerbare Energie und nachhaltige Ernährung in Koblenz anzusiedeln?

2. Ist die Stadt Koblenz auf Messen der entsprechenden Branchen präsent um aktiv für den Wirtschaftsstandort Koblenz zu werben? Welche Mittel werden für das Standortmarketing in diesen Bereichen aktuell aufgebracht?

3. Welche Wachstumschancen bestehen, angesichts des zunehmenden gesellschaftlichen Umdenkens, für die Wirtschaft von Koblenz im Rahmen von Verkehrs-, Energie- und Agrarwende?

Antwort:

zu 1:

Die Stadt Koblenz berücksichtigt seit Jahren die allgemeinen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen bei ihrer Stadtentwicklungsplanung. Zuletzt wurde eine Industrie- und Gewerbeflächenbedarfsanalyse mit Prognose erstellt, die auf diesen allgemeinen Entwicklungen aufsetzt. Im Zuge dieser allgemeinen „Megatrends“ ist auch der Standort Koblenz betroffen. Es ist jedoch nicht so, dass es freie Kapazitäten im Ansiedlungs-und Grundstücksbereich gäbe und die Stadt händeringend nach geeigneten Nutzern suchen müsse. Vielmehr wird bei der Vergabe der wenigen noch verfügbaren Flächen sehr genau auf deren Zukunftsfähigkeit in ihrer Wirkung auf den Gesamtstandort geachtet. Hierzu gehören auch die in der Anfrage genannten Branchen. Die oben genannte Analyse für unseren Wirtschaftsstandort ergab dringend benötigte Neuausweisungen von Flächen u.a. für diese neuen Geschäftsfelder. Dem wird mit den Planungen für die Bebauungspläne 257f und 329 sowie der Untersuchungen für die Erweiterung der Entwicklungsmaßnahme an der A 61 Rechnung getragen. Die Anwerbung von Investitionen in Koblenz ist nur dann sinnvoll, wenn auch entsprechende Grundstücksangebote im positiven Ansiedlungsfalle angeboten werden können.

Hinsichtlich des Energieträgers „Wasserstoff“ wurde vor gut einem Jahr am Autohof an der A 61 eine Wasserstofftankstelle in Betrieb genommen. Hierzu gibt es fortlaufende Gespräche zur Nutzung durch die Logistikbranche.

Auch in der Innenstadt konnte die Ansiedlung eines „Unverpacktladens“ verzeichnet werden, der sich einer regen Nachfrage erfreut.

zu 2:

Im Rahmen der finanziellen und personellen Ressourcen sind zielgerichtete Beteiligungen des Amtes für Wirtschaftsförderung an Fachmessen seit Jahren üblich. Dabei gilt es jedoch, neben der konkreten Verhandlung zur Ansiedlung, auch den Aspekt der Verbesserung des allgemeinen Bekanntheitsgrades und der positiven Besetzung der Marke „Koblenz“ zu vermarkten. Eine branchenübergreifende Messe ist die „Expo Real“, bei der sowohl Kommunen, Bundesländer, Regionalverbände sowie Projektentwickler, Investoren und Branchenvertreter einen intensiven Austausch pflegen. Hier sind wir seit vielen Jahren als Partner am Stand des Landes Rheinland-Pfalz vor Ort.

Die Mittel sind im Rahmen der allgemeinen Wirtschaftsförderung mit ca. 10.000,00 € jährlich veranschlagt.

zu 3:

Die Chancen der Wirtschaft in Koblenz sind aufgrund der vorhandenen Industriefirmen

(TRW, Aleris, Stabilus usw.) sowie der Dienstleister (CGM, Debeka, IT-Branche, Finanzen) und der hochtechnisierten Handwerksbetriebe bereits jetzt sehr gut und versprechen, den Anforderungen der nahen Zukunft gerecht zu werden. Wachstum korrespondiert jedoch direkt mit den Ausführungen zu Frage 1. hinsichtlich der weiteren Verfügbarkeit von Ansiedlungsflächen. Die Einflussnahme der Stadt auf die insgesamt eher regional aufgestellte Agrarbranche ist hierbei jedoch gering. Insofern ist eine Aussage zu deren Wachstumschancen nicht möglich.